Nationalpark Bayerischer Wald
"Der Verlust der Biodiversität beschränkt sich nicht auf tropische Regenwälder, er trifft uns auch hier. Unsere Daten zu mehr als 8000 Tier- und Pflanzenarten können dabei helfen, diese Entwicklung nachzuvollziehen und etwa den Einfluss von Klimaveränderungen zu bewerten. Wir möchten deshalb daran mitarbeiten, den Zugang zu diesen Daten zu erleichtern – und so vielleicht auch anderen Nationalparkverwaltungen den Weg ebnen."
Jörg Müller (Stellvertretender Leiter des Nationalparks Bayerischer Wald)
Über den Nationalpark Bayerischer Wald
Der 1970 gegründete Nationalpark Bayerischer Wald liegt im Osten Niederbayerns an der Grenze zu Tschechien. Das Großschutzgebiet wird von der Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, einer Sonderbehörde des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz, betreut.
Neben Naturschutz, Erholung und der Bildungsarbeit nimmt die Forschung im Nationalpark einen hohen Stellenwert ein. So wird unter anderem untersucht, wie sich der Wald und seine Lebensgemeinschaften ohne lenkende Eingriffe des Menschen entwickeln oder welche Wirkungen anthropogene Einflüsse auf die Natur haben.
Unsere Use Cases
Welches Potenzial steckt in NFDI4Biodiversity? Das veranschaulichen unsere mehr als 20 Use Cases: reale Anwendungsfälle, in denen wir erproben, wie Daten mobilisiert oder visualisiert werden können, wie sich regionenübergreifende Metadatenstandards etablieren oder Speicher- und Recheninfrastruktur für die Integration und Auswertung derzeit dezentral verteilter Datenschätze implementieren lassen. Die Use Cases sind dabei ein Gemeinschaftswerk des jeweiligen Use-Case-Partners, fachlicher sowie technischer Expert:innen aus dem Konsortium sowie koordinierender Projektmitarbeiter:innen, den sogenannten Use-Case-Managern.
Das Ziel: Wertvolle Langzeitdaten besser verfügbar machen
In unserem Use Case Nationalpark Bayerischer Wald arbeiten wir daran, ein Informationssystem für terrestrische-geo-referenzierte Multitaxon-Aufnahmen zu entwickeln, das verschiedene Anwendungen und Leistungen verbindet, um die fachliche Bewertung des Zustands der Biodiversität zu erleichtern.
Multitaxon-Daten sind Daten, die sich nicht nur auf eine, sondern auf viele in einem bestimmten Gebiet vorkommende Arten beziehen. Erhoben werden sie in Waldökosystemen entlang eines 800-Meter-Höhen- und Strukturgradienten, um Veränderung der Biodiversität zu verstehen und die Zusammenhänge zwischen Arten und deren Umwelt aufzulösen. Die beiden Gradienten umfassen eine breite Spanne von abiotischen Faktoren und Bestandsstrukturen und machen den Nationalpark so zu einem gut geeigneten Untersuchungsgebiet für interdisziplinäre Biodiversitätsforschung. Die Datenerfassung erfolgt dabei unter Verwendung verschiedener Methoden durch Insektenfallen, Fotokameras, akustische Aufzeichnungen von Vögeln und Fledermäusen. Zusätzlich werden Umweltfaktoren wie Mikroklima und Waldstruktur erfasst.
Im Rahmen des Use-Case-Projektes werden Lösungen für die Datenhaltung entwickelt, von denen auch andere Nationalparkverwaltungen profitieren können – um die wertvollen Langzeitdaten auch für andere Interessierte, zum Beispiel Forschende, nutzbar zu machen. In diesem Zuge wird auch ein Konzept für die Langzeitarchivierung entwickelt.
Der Stand: Erfolgreiche Bereitstellung einer Instanz für die für die Datenerfassung und -vereinheitlichung
In Zusammenarbeit mit dem Team um Prof. Dr. Birgitta König-Ries vom Institut für Informatik an der Friedrich-Schiller-Universität Jena ist dem Nationalpark Bayerischer Wald eine Instanz des Informationssystems BEXIS2 für die Datenerfassung und -vereinheitlichung zur Verfügung gestellt worden. Dieser Dienst eignet sich durch die Unterstützung einer Vielzahl von Datentypen und -strukturen hervorragend für die systematische Zusammenführung der im Nationalpark vorhandenen und entstehenden Datensätze. Mit der Erfassung von Daten des Klimaforschungsprojektes BIOKLIM hat sich BEXIS2 im Nationalpark einer erfolgreichen Bewährungsprobe unterzogen. Das Datenmanagementsystem ist ein guter Ausgangspunkt dafür, dass der Nationalpark im nächsten Schritt einen Prozess zur Langzeitarchivierung der Daten entwickeln kann.
Als Sonderbehörde des Bayerischen Staatsministeriums für Umwelt und Verbraucherschutz ist der Nationalpark dazu verpflichtet, digitale und analoge Unterlagen den Staatlichen Archiven zur Archivierung anzubieten, deren Generaldirektion ebenfalls Use-Case-Partner des NFDI4Biodiversity-Netzwerks ist. Die beiden Einrichtungen arbeiten nun an der Umsetzung eines Langzeitarchivierungskonzepts mit der Option, Daten aus dem BIOKLIM-Projekt standardisiert mit der internationalen Forschungsgemeinde auszutauschen – etwa über GBIF, eines der großen Biodiversitätsdaten-Portale. Unterstützt wird dies durch den Datenexport aus BEXIS2 im ABCD-Format, das in der Biodiversitätsforschung weit verbreitet ist.
Weitere Informationen
NFDI4Biodiversity auf der Seite des Nationalparks Bayerischer Wald: https://www.nationalpark-bayerischer-wald.bayern.de/projekte/nfdi4biodiversity
Kontakt
Use Case Manager (NFDI4Biodiversity)
Mark Frenzel (mark.frenzel@ufz.de)
Ansprechpartner beim Nationalpark Bayerischer Wald
Linda Seifert (Linda.Seifert@npv-bw.bayern.de)
Rabea Klümpers (Rabea.Kluempers@npv-bw.bayern.de)
Ansprechpartner bei BEXIS2
David Schöne (david.schoene@uni-jena.de)
Sven Thiel (sven.thiel@uni-jena.de)
Andere Use Cases entdecken
Welches Potenzial steckt in NFDI4Biodiversity? Das veranschaulichen unsere Use Cases: reale Anwendungsfälle, in denen wir Lösungen für die bessere Datenhaltung und -bereitstellung entwickeln.
Libellenatlas
Rund zwei Millionen Libellendaten, die auch Forschung und Naturschutz zur Verfügung stehen sollen – daran arbeiten wir mit den Libellenkundler:innen der GdO.
Landnutzungs-Monitor
Visualisierbare Langzeitdaten zur Landnutzung können die Biodiversitätsforschung enorm bereichern. Zusammen mit dem IÖR integrieren wir sie in NFDI4Biodiversity.
Fischatlas
Die Fischkundler:innen der GfI verfügen über mehr als 100.000 Datensätze zu regionalen Fischarten. Gemeinsam machen wir sie besser findbar und damit zugänglich.