
Rund zwei Millionen Datenpunkte zum Vorkommen verschiedener Libellenarten – ein riesiger Wissenschatz. Gemeinsam mit der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e.V. arbeiten wir daran, ihn besser verfügbar zu machen.
"Wir verfügen über 1,8 Millionen Datenpunkte zur Verbreitung der verschiedenen Libellenarten in Deutschland. Die sind derzeit aber über verschiedene Institutionen und Bundesländer verteilt. Wir wünschen uns eine Plattform, auf der auch viele andere mit ihnen arbeiten und aus ihnen lernen können. Daran arbeiten wir in NFDI4Biodiversity."
Klaus-Jürgen Conze, Libellenkundler und Vorsitzender der Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e.V. (GdO)
Über die Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e.V. (GdO)
Viele Fachbehörden, Naturschutzorganisationen und zoologische Fachgesellschaften verfügen über – oft von Ehrenamtlichen zusammengetragene – Daten, die ein immenses Potenzial für die dringend benötigte Forschung zum Verlust der Artenvielfalt bergen. So auch die Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e.V. (GdO), die sich seit 1979 dafür einsetzt, das Wissen über heimische Libellenarten zu vergrößern – und somit zu ihrem Erhalt beizutragen. 2007 begann sie den Verbreitungsatlas der Libellenarten in Deutschland zu bearbeiten, der aus der Zusammenstellung und Analyse der Verbreitungsdaten aller Bundesländer länderübergreifende Erkenntnisse zur Verbreitung, Ökologie und Biologie der Libellen liefert. Diese Daten werden unter anderem dafür genutzt, die Rote Liste Deutschland zu erstellen, die als wissenschaftliches Fachgutachten die Gefährdungssituation der Libellenarten beschreibt. Darüber hinaus setzt die GdO sich dafür ein, Libellenkundler aus der ganzen Welt zu vernetzen und in Kursen, Seminaren und Schulungen Libellenkundler-Nachwuchs zu gewinnen. In der zweimal jährlich erscheinenden Zeitschrift Libellula informiert sie über Biologie, Ökologie, Verbreitung und Schutz der europäischen Libellenfauna. Der Verein zählt 673 Mitglieder aus 18 Ländern (Stand 7/2022).

Foto: Michael Post/GdO
Wie wir zusammenarbeiten
Mit der Community für die Community: Das NFDI4Biodiversity-Use-Case-Modell
Als Konsortium für Biodiversitäts- und Umweltdaten arbeiten wir daran, wertvolles Wissen nachhaltig verfügbar zu machen – und Lösungen zu finden, die wirklich gebraucht werden. Rund 20 Anwendungsfälle aus der Biodiversitätsfachgemeinschaft – die NFDI4Biodiversity Use Cases – helfen uns dabei, Bedürfnisse auszuloten, Herausforderungen zu identifizieren und gemeinsam neue Wege zu gehen: hin zu Daten, die findbar, zugänglich, interoperabel und nachnutzbar sind (s. FAIR-Prinzipien). Einer von ihnen ist die GdO, die in NFDI4Biodiversity daran mitarbeitet, ihre Libellendaten einer breiteren Nutzerschaft zur Verfügung zu stellen.
Die Daten
Die GdO verfügt über mehr als 1,8 Millionen artspezifische Datenpunkte zur Verbreitung der 81 in Deutschland nachgewiesenen Libellenarten. Die Datensammlung, Qualitätssicherung und Datenhaltung erfolgt dabei auf Ebene der Bundesländer, wobei die Melder überwiegend ehrenamtlich aktiv sind. Die Koordination erfolgt teils über die Landesnaturschutzverwaltungen (etwa in Schleswig-Holstein, Sachsen und Bayern), teils über ehrenamtliche Arbeitskreise (etwa in Nordrhein-Westfalen, Hessen und Baden-Württemberg). In einzelnen Bundesländern sind außerdem Einzelpersonen und mehrere regionale Gruppen zuständig (etwa in Berlin und in Mecklenburg-Vorpommern).
Das gemeinsame Ziel
Als deutschlandweit aktive Fachgesellschaft liegen die Libellendaten in den Datenbanken verschiedener Institutionen in verschiedenen Bundesländern. Diese Datenbanken werden zumeist weitergeführt und qualitätsgesichert. Was fehlt, ist die Möglichkeit, auf den gesamten Bestand zuzugreifen. "Wir wünschen uns eine Plattform, auf der wir unsere Daten einbringen können, damit auch viele andere mit ihnen arbeiten können", sagte Klaus-Jürgen Conze auf der NFDI4Biodiversity-Jahreskonferenz 2021 (den Vortrag in ganzer Länge finden Sie unten auf dieser Seite) – damit die wertvollen Daten auch Forschung und Naturschutz zur Verfügung stehen.
Der Stand
Wie immer liegt der Zusammenarbeit mit den Use Cases ein ausführliches Kennenlerngespräch zugrunde. Es geht darum, derzeitige Probleme in der Datenhaltung zu identifizieren, Vorstellungen einer fruchtbaren Zusammenarbeit entwickeln und Handlungsfelder abzustecken. Anschließend wurde gemeinsam mit Vertreter:innen der GdO ein Prototyp für ein Datenportal entwickelt, ein sogenannter Demonstrator. Der Demonstrator veranschaulicht, welche Mehrwerte sich ergeben, wenn die Libellendaten der GdO in einer übergreifenden Plattform verfügbar sind, wie sie in NFDI4Biodiversity entwickelt werden soll. Unter anderem lassen sich mit ihm zuvor unverbundene Daten kombinieren und in Verbreitungskarten visualisieren; auch können sie mit ganz anderen Daten – etwa Umwelt- oder Klimadaten – verschnitten werden, um neue Sichtweisen zu ermöglichen. Als Beispiel dienten dabei zunächst Libellendaten aus Nordrhein-Westfalen. Auf der Jahrestagung der GdO am 18. März 2022 hatten alle interessierten Mitgliedern der GdO Gelegenheit, die Funktionen des Demonstrators zu testen und, sehr wichtig, Feedback abzugeben. Das befindet sich nun in der Auswertung und wird in die weitere Entwicklung einfließen.

Ansprechpartner
Gesellschaft deutschsprachiger Odonatologen e.V. (GdO)
Klaus-Jürgen Conze (kjc@loekplan.de), Vorsitzender der GdO
www.libellula.org
NFDI4Biodiversity
Für allgemeine Fragen zum Use Case GdO:
Martin Friedrichs-Manthey (martin.friedrichs-manthey@idiv.de)
Für technische Fragen zum Use Case GdO:
Claas-Thido Pfaff (claas-thido.pfaff@gfbio.org)
Eine andere Frage zu NFDI4Biodiversity? Schreiben Sie uns über unser Kontaktformular.
Die GdO auf der Jahreskonferenz 2021
Klaus-Jürgen Conze, Vorsitzender der GdO, stellt den Verein und seine Wünsche und Ziele für die Zusammenarbeit in NFDI4Biodiversity auf der Jahreskonferenz 2021 in Leipzig vor.
Andere Use Cases entdecken
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Die Gesellschaft für Ichthyologie e.V. (GfI)
Die Fischkundler:innen der GfI verfügen über mehr als 100.000 Datensätze zur Verbreitung aller regionalen Arten. Gemeinsam arbeiten wir daran, dieses wertvolle Wissen leichter zugänglich zu machen – damit es u.a. dem Schutz der Fischfauna zugute kommen kann.
IÖR-Monitor
Visualisierbare Langzeitdaten zur Landnutzung und -bedeckung können die Biodiversitätsforschung enorm bereichern. Mit dem Leibniz-Institut für ökologische Raumentwicklung e.V. (IÖR) arbeiten wir daran, die Daten des IÖR-Monitor in NFDI4Biodiversity zu integrieren.
Übersicht aller Use Cases
Hier geht es zu allen NFDI4Biodiversity-Use-Cases im Überblick.