NetPhyD
"Botanische Beobachtungsdaten sind in Deutschland traditionell über viele Datensysteme verstreut. Durch die Zusammenarbeit mit NFDI4Biodiversity können wir diese Daten in Zukunft dennoch zentral auf unserer Plattform bereitstellen, was die Forschung und den Naturschutz erheblich erleichtert."
Florian Jansen (Vorsitzender des Netzwerks Phytodiversität Deutschland (NetPhyD))
Über NetPhyD e.V.
Das Netzwerk Phytodiversität Deutschland e.V. (NetPhyD) ist eine zentrale Plattform, die botanische Beobachtungsdaten aus ganz Deutschland zusammenführt und harmonisiert. Früher wurden diese Daten von regionalen Botanischen Fachgruppen organisiert. Seit der Auflösung der Regionalzentren in den 1990er-Jahren werden sie hauptsächlich auf Bundeslandebene verwaltet. NetPhyD führt nun all diese regionalen Daten auf einer bundesweiten Plattform zusammen – und bietet so hinsichtlich der langfristigen Nutzung der Daten eine bedeutende Verbesserung.
Der gemeinsame Use Case: Systemübergreifende Verknüpfung wertvoller Datenbestände
Für die letzte Rote Liste der Pflanzen Deutschlands wurden die Daten aus über 60 Projekten zusammengeführt und harmonisiert. Die daraus resultierende Datensammlung auf deutschlandflora.de und die Verbreitungskarten auf floraweb.de konnten jedoch nicht das Problem lösen, dass die Daten über viele verschiedene Systeme verteilt sind. Ein automatisierter Update-Mechanismus scheiterte bislang, da die Systeme über unterschiedliche Erfassungsmethoden verfügen und Unsicherheiten in der Frage bestehen, wer über die Daten bestimmen darf.
Ziel des gemeinsamen Use-Case-Projekts in NFDI4Biodiversity ist daher, die Daten besser miteinander zu verbinden, auch wenn sie aus verschiedenen Systemen stammen. Dabei sollen bestimmte Regeln für den Datenaustausch festgelegt werden, um die Qualität zu sichern und die Daten zu bewerten.
Das Engagement von NetPhyD e.V. im NFDI4Biodiversity-Konsortium konnte maßgeblich zur erfolgreichen Realisierung dieses Ziels beigetragen. Insbesondere wurden Fortschritte in der Vernetzung und Bereitstellung botanischer Beobachtungsdaten erzielt, wobei die heterogene Softwarelandschaft überwunden und neue Datenaustauschszenarien erprobt wurden. Die Entwicklung einer Restful API ermöglicht es, Daten unter Einhaltung der Datenschutzbestimmungen und Vereinbarungen hinsichtlich der Nutzungsrichtlinien projektweise abzurufen. Zudem wurde ein Single-Sign-On mit OpenID Connect implementiert, um die sichere Identifikation der Datenbesitzer:innen zu gewährleisten und die DSGVO-Konformität sicherzustellen. Diese technologischen Fortschritte sind entscheidend für die Weiterentwicklung und Integration von botanischen Daten in nationale und internationale Plattformen wie den Lebendigen Atlas der Natur Deutschlands – ein weiteres NFDI4Biodiversity-Use-Case-Projekt.
Gemeinsame Erfolge
Im Rahmen von NFDI4Biodiversity hat NetPhyD e.V. daran gearbeitet, die Bereitstellung von Daten unter besonderer Berücksichtigung datenschutztechnischer und naturschutzfachlicher Anforderungen zu verbessern. Ein zentrales Hemmnis war bisher der Wunsch der Freiwilligen, die Kontrolle über ihre Daten zu behalten. Um dies zu gewährleisten wurden folgende technischen Meilensteine umgesetzt:
- Restful API: Es wurde ein Application Interface entwickelt, über das die Daten der verknüpften Bundeslandportale abgerufen werden können. Die Dokumentation hierzu ist hier öffentlich verfügbar. Die neue Schnittstelle ermöglicht die Weitergabe von Daten auf Grundlage der projektweise festgelegten Nutzungsregeln, einschließlich der Einhaltung der DSGVO.
- Single-Sign-On mit OpenID Connect: Floristische Funddaten enthalten sensible personenbezogene Daten, da sie Datum, Ort und Namen des Beobachters oder der Beobachterin umfassen. Eine sichere Identifizierung der Beobachter:innen wird durch eine plattformübergreifende Nutzerverwaltung auf Basis von Oauth 2.0 und OpenID Connect gewährleistet.
- DSGVO-Konformität: Personenbezogene Daten werden nur einem ausgewählten Personenkreis zugänglich gemacht, der in der Datenschutzerklärung festgelegt ist. Dies ermöglicht eine Datenvalidierung auf regionaler Ebene durch botanische Fachgesellschaften sowie bundesweit durch ausgewählte Artenexpert:innen.
- Dateneingabe für regionale Datenprojekte: Das neue dflora-Portal sorgt für eine transparente Handhabung der Funddaten. Beobachtungen gehören auch weiterhin der Person, die sie erhoben hat, sowie dem Regionalportal, in dessen Gebiet sie gemacht wurden. Dies ermöglicht es, Funde auch unterwegs im vertrauten Portal einzugeben, wobei sie automatisch dem geografisch zuständigen Landesportal zugeordnet werden.
- Datenfreigabe auf Ebene von Datenprojekten: Um die Vernetzung der Daten genauso zu ermöglichen sowie gleichzeitig die Datenhoheit der Freiwilligenverbände sicherzustellen, kann für jedes Datenpaket innerhalb der Portale festgelegt werden, ob und in welcher Form es an wen bzw. an welche anderen Datenportale weitergeleitet wird. So können Funde z.B. vergröbert bereitgestellt werden, um Fundorte und bedrohte Arten zu schützen.
- Lebendiger Atlas der Natur Deutschlands: Für den Aufbau des NFDI4Biodiversity-Portals Lebendiger Atlas der Natur Deutschlands konnten über 10 Millionen botanische Funddaten über die GBIF-Schnittstelle des BfN bereitgestellt werden.
Weitere Informationen
Für detaillierte Informationen zur API und zur Datenbereitstellung empfehlen wir Ihnen einen Blick in die hier veröffentlichte Dokumentation.
Der aktuelle Stand der zusammengeführten regionalen Daten ist unter dflora.infinitenature.org einsehbar.
Kontakt
Sie möchten mehr über diesen Use Case erfahren? Hier finden Sie die Ansprechpartner.
Use-Case-Manager (NFDI4Biodiversity)
Martin Friedrichs-Manthey (martin.friedrichs-manthey@idiv.de)
Use-Case-Partner (NetPhyD e.V.)
Florian Jansen (info@netphyd.de)
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