Kulturpflanzengenetik
"An mehr als 150.000 Saatgutmustern aus etwa 800 Gattungen untersuchen wir am IPK die genetische Vielfalt von Kultur- und Wildpflanzen sowie die Prozesse, die zu ihrer Entstehung geführt haben. Dieses Wissen bringen wir in NFDI4Biodiversity ein. Die Forschung braucht diese Vielfalt an Daten, damit sie Herausforderungen wie den Klimawandel meistern kann."
Uwe Scholz, Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK)
Über das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK)
Das Leibniz-Institut für Pflanzengenetik und Kulturpflanzenforschung (IPK) widmet sich der grundlagen- und anwendungsorientierten Forschung an Kulturpflanzen. Im Zentrum der Arbeit steht die Erhaltung, Erforschung und Nutzbarmachung der genetischen Vielfalt wichtiger Kulturpflanzen. Eine zentrale Rolle spielt dabei der Betrieb einer Ex-situ-Genbank. Diese Genbank ermöglicht es, wertvolles Saatgut außerhalb seines natürlichen Lebensraums zu bewahren, um die genetische Vielfalt zu erhalten. Das Saatgut wird sorgfältig in Gläsern bei kontrollierten Bedingungen gelagert und dann angebaut, wenn es um den Erhalt der Samenqualität geht, beispielsweise um die Keimfähigkeit zu sichern.
Am IPK wird diese wertvolle Ressource mit Forschungsansätzen in den Bereichen Genomforschung, molekulare Pflanzenbiologie, Systembiologie, Bioinformatik und Modellierung verknüpft. So entsteht ein Zusammenspiel aus genetischer Konservierung und innovativer Forschung, das sowohl das Verständnis der genetischen Vielfalt vertieft als auch neue Wege für die Züchtung und Nutzung von Kulturpflanzen eröffnet.

Der Use Case
Wie wir in NFDI4Biodiversity zusammenarbeiten
Im Einklang mit dem allgemeinen Ziel der Nationalen Forschungsdateninfrastruktur (NFDI), Forschungsergebnisse dauerhaft, strukturiert und frei zugänglich zu machen, engagiert sich das IPK bereits aktiv in verschiedenen Initiativen. Dazu zählen unter anderem Beteiligungen an den Konsortien FAIRagro und DataPLANT. Zusätzlich zum NFDI4Biodiversity-Konsortium, das sowohl diesen zentralen Gedanken als auch die genetische Vielfalt im Kontext der Biodiversität fördert, ist das IPK auch im Deutschen Netzwerk für Bioinformatik-Infrastruktur (de.NBI) aktiv, welche dem NFDI4Biodiversity-Konsortium die de.NBI-Cloud zur Entwicklung des RDCs zur Verfügung stellt, aktiv. Damit ist das IPK zum einen Datenzentrum, aber auch Daten- und Service-Provider.
Das gemeinsame Ziel
Ziel des Use Case ist, die Biodiversität der pflanzengenetischen Ressourcen (PGR) des IPK in die Research Data Commons (RDC) zu integrieren, um Analysen mit bzw. die Vernetzung dieser Daten zu ermöglichen. Darüber hinaus soll auch der Zugang zu Tools erleichtert werden. Hierzu werden neben Webanwendungen zur Darstellung genotypischer und phänotypischer Daten auch Workflows angeboten, die etwa die Imputation genotypischer Daten oder die genomweite Assoziation phänotypischer auf genotypische Daten ermöglichen.
Der Fokus dieser Entwicklungen liegt dabei auf Kulturpflanzen wie z.B. Weizen, Gerste, Hafer und Bohnen. Die entwickelten Tools und Workflows sind dabei aber auch für andere Arten nutzbar und können so auch in der breiteren Biodiversitätscommunity von NFDI4Biodiversity angewendet werden.
Standardisierung und Aufbereitung phänotypischer Daten
Eine zentrale Rolle bei der Aufbereitung phänotypischer Daten und zur Weiterverwendung pflanzengenetischer Ressourcen ist der MIAPPE-Standard – ein Leitfaden, der Nutzenden dabei hilft, Daten über pflanzengenetische Ressourcen so zu ordnen, damit sie leichter genutzt und weiterverarbeitet werden können. Das IPK hat für die Arbeit mit diesem Standard schon vor einiger Zeit ein einfach zu bedienendes Programm entwickelt: den ISA-Wizard. Mit ihm können Forschende ganz einfach die benötigten Informationen des MIAPPE-Standards im ISA-Format erstellen. Zusätzlich arbeitet das IPK auch mit anderen Akteuren an der Weiterentwicklung der BrAPI-Spezifikation. BrAPI ist eine standardisierte RESTful-Web-Service-API-Spezifikation, die die Kommunikation von Pflanzenzüchtungsdaten ermöglicht und somit Interoperabilität zwischen verschiedenen Anwendungen schafft.
Bisherige Arbeiten und nächste Schritte
Aktuell wird noch weiter an der Entwicklung von Services und Workflows gearbeitet und das Konzept wurde bereits in einem ersten RDC-Piloten namens MIRA umgesetzt. Dieser Service ermöglicht es, phänotypische Daten, die nach dem MIAPPE-Standard strukturiert sind, aus einem Annotated Research Context (ARC) als BrAPI-Server bereitzustellen. Sind die Daten über BrAPI standardisiert abrufbar, wird der programmatische Zugang und somit die Nutzung vereinfacht. Dies ermöglicht es, in weiteren Schritten bestehende oder neu entwickelte Tools über die Schnittstelle anzubinden. Im Zuge eines Forschungsaufenthaltes wurde zusammen mit dem James Hutton Institute mit brapi2arc eine Anwendung entwickelt, die es erlaubt, Beobachtungen von der Phänotypisierungs-App GridScore über BrAPI in einen ARC abzulegen, was die standardisierte Erhebung neuer Daten erleichtert.
Weitere Informationen
Kontakt
Sie möchten mehr über diesen Use Case erfahren? Hier finden Sie Ansprechpartnerinnen.
Use-Case-Managerin (NFDI4Biodiversity)
Sarah Fischer (fischer.sarah@fbn-dummerstorf.de)
Use-Case-Partner (IPK)
Uwe Scholz (scholz@ipk-gatersleben.de)
Manuel Feser (feser@ipk-gatersleben.de)
Publikationen zum Thema
Artikel
Feser, M., König, P., Fiebig, Anne, A. et al. (2022): On the Way to Planet Data Commons. Journal of Integrative Bioinformatics: 19(4)20220033, https://doi.org/10.1515/jib-2022-0033
Research Stay Report
Feser, M., & Raubach, S. (2024). Connecting Dots: Creating a Bridge Between Phenotypic Data Collection Tools and ARC using BrAPI. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.13740520
Preprint
Improving Metadata Collection and Aggregation in Plant Phenotyping Experiments with MIAPPE Wizard and DataPLANT (Daniel Arend, Sebastian Beier, Dominik Brilhaus, Hannah Dörpholz, Manuel Feser, Kevin Frey, Patrick König, Oliver Maus, Dennis Psaroudakis, Cristina Martins Rodrigues, Andrea Schrader, Elisa Senger, and Heinrich Lukas Weil), 2023. BioHackrXiv, https://doi.org/10.37044/osf.io/ekhdw
Preprint
BioHackEU23 report: Enabling continuous RDM using Annotated Research Contexts with RO-Crate profiles for ISA (Sebastian Beier, Timo Mühlhaus, Cyril Pommier, Stuart Owen, Dominik Brilhaus, Heinrich Lukas Weil, Florian Wetzels, Gavin Chait, Daniel Arend, Manuel Feser, Gajendra Doniparthi, Jonathan Bauer, Sveinung Gundersen, and Pável Vázquez), 2024. BioHackrXiv, https://doi.org/10.37044/osf.io/7y2jh
Preprint
BioHackEU24 report: Creating user benefit from ARC-ISA RO-Crate machine-actionability & Increasing FAIRness of digital agrosystem resources by extending Bioschemas (Sebastian Beier, Daniel Arend, Daniel Bauer, Marco Brandizi, Dominik Brilhaus, Eli Chadwick, Vera Clemens, Michael R. Crusoe, Manuel Feser, Jonas Grieb, Xiaoming Hu, Abigail Miller, Timo Mühlhaus, Stuart Owen, Maja Rey, Gabriel Schneider, Julian Schneider, Kevin Schneider, Heinrich Lukas Weil, and Florian Wetzels), 2025. BioHackrXiv, https://doi.org/10.37044/osf.io/x9d6b_v1
Preprint
Simplifying and Standardizing the Creation of Data Use Agreements for Life Sciences and Beyond - BH Germany2024 (Manuel Feser, Sebastian Beyvers, Daniel Arend, Constantin Breß, Maria Hansen, Christian Henke, Stephan Lesch, Carmen Scheuner, and Heinrich Lukas Weil), 2025. BioHackrXiv, https://doi.org/10.37044/osf.io/83apv_v1
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