Arachnologische Datenbank ARAMOB
„Spinnen sind in allen terrestrischen Lebensräumen arten- und individuenreich. Sie gelten als wertvolle Indikatoren des Zustands von Ökosystemen. Deshalb werden sie mit den Laufkäfern als wichtige Zielgruppe im bundesweiten Insektenmonitoring mit Bodenfallen erfasst. Zu verstehen, wie sich zum Beispiel die Landnutzung und die Veränderung von Lebensräumen auf die Spinnenarten und -zönosen auswirken, ist ein wichtiger Beitrag zur Erforschung der Biodiversität in Deutschland und Grundlage für die Beurteilung der Bedrohung und den angestrebten Schutz von Habitaten und Organismen.“
Hubert Höfer (Abteilungsleiter Biowissenschaften und Kurator der Spinnentiersammlungen am Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe)
Über die Arachnologische Gesellschaft
Die Arachnologische Gesellschaft (AraGes) ist eine fest etablierte Organisation für Spinnenforschende in deutschsprachigen Regionen und dient als Forum für den Austausch zwischen Expert:innen und Laien. Die AraGes veröffentlicht wissenschaftliche Arbeiten über Spinnentiere in der Open-Access-Zeitschrift Arachnologische Mitteilungen. Darüber hinaus bietet sie ein Spinnenforum mit einem Wiki an. Im Forum können Fragen gestellt und diskutiert werden, während das Wiki als Plattform dient, um Informationen aus der Literatur zusammenzutragen und mit eigenen Fotos, Grafiken und Erfahrungen zu ergänzen. Über das Portal Atlas der Spinnentiere Europas werden seit mehr als 20 Jahren Nachweisdaten zu Spinnentierarten öffentlich bereitgestellt, darunter inzwischen mehr als zwei Millionen Datensätze. Seit 2020 sind systematisch gesammelte ökologische Daten zu Spinnenzönosen in Europa über das Portal ARAMOB öffentlich verfügbar.
Das gemeinsame Ziel: Wertvolle Spinnendaten für Forschung und Naturschutz zugänglich machen
Die Arachnologische Gesellschaft (AraGes) verfolgt im Rahmen des gemeinsamen Use-Case-Projekts das Ziel, eine nachhaltige und effektive Datenerhaltung für Fachgesellschaften und Museen zu etablieren. Zusätzlich strebt sie die breite öffentliche Verfügbarkeit ihrer eigenen Daten an. Durch die Vernetzung mit anderen Fachgesellschaften und eine gesteigerte Präsenz im NFDI4Biodiversity-Netzwerk sollen ungenutzte, sogenannte Dark Data aus arachnologischen Studien über das ARAMOB-Datenrepositorium erschlossen werden. Zudem zielt die Gesellschaft darauf ab, die Anzahl der Meldungen zu Spinnentierarten in Europa für den Atlas zu erhöhen, um somit die Datenbasis signifikant zu erweitern und die Forschung sowie den Schutz dieser Arten voranzutreiben.
Der Weg: Etablierung wertvoller Kooperationen innerhalb des NFDI4Biodiversity-Netzwerks
NFDI4Biodiversity versteht sich nicht nur als Infrastrukturprojekt, sondern auch als Expert:innennetzwerk, innerhalb dessen Partnerinstitutionen zusammen finden, Synergien nutzen und gemeinsame Projekte umsetzen können. Auch im Rahmen des Use Case ARAMOB haben mehrere Konsortialpartner eng zusammengearbeitet: In einer Kooperation zwischen den Staatlichen Museum für Naturkunde Karlsruhe (SMNK) und den NFDI4Biodiversity-Partnereinrichtungen Staatliches Museum für Naturkunde Stuttgart (SMNS) und IT-Zentrum der Staatlichen Naturwissenschaftlichen Sammlungen Bayerns (SNSB) sowie der Arbeitsgruppe Ökologie und Ökotoxikologie der Lebensgemeinschaften am Institut für Umweltforschung der RWTH Aachen (IFER) wurden zunächst die ökologischen Daten systematisch für ein DFG-Projekt aufbereitet und über das Portal ARAMOB öffentlich verfügbar gemacht.
Zur weiteren Datensammlung und -speicherung wurde darüber hinaus eine fortlaufende Zusammenarbeit mit der Fachgesellschaft AraGes vereinbart. SNSB und SMNS, zwei etablierte GFBio-Datenzentren, sowie SMNK und IFER verwalten und erschließen die arachnologischen Datensätze im Datenbanksystem Diversity Workbench, gewährleisten die Datenqualität gemäß der Standards der Arachnologischen Gesellschaft und betreuen die Veröffentlichung der Daten über ARAMOB.
Ergebnisse des Use Case: Analysetool ARAapp, Datenpublikationen und mehr
Im ARAMOB-Portal werden derzeit fast 120.000 Datensätze angeboten. Diese umfassen ca. 500.000 Individuen von 662 verschiedenen Arten an 1247 Orten. Zu diesen Datensätzen gehören wichtige Metadaten, die Nutzende auf einer Karte einsehen, in Artenlisten durchsuchen oder nach dem Herunterladen bearbeiten können. Für erste Analysen der Daten stellen wir auch ein spezielles Tool zur Datenanalyse, die ARAapp Version 1.12, bereit (Bach et al. 2024).
Wir sammeln weiterhin kontinuierlich artspezifische, ökologisch auswertbare Studiendaten, die bisher nicht öffentlich zugänglich waren. Um dies zu unterstützen, bieten wir Datenlieferant:innen einen geschützten Bereich in Diversity Workbench an, wo sie die Daten nach dem Import sichern können. Bis Ende 2023 konnten wir so zusätzliche 270.000 Datensätze gewinnen.
Ein weiterer Schritt zur Verbesserung der Datengrundlage für ökologische Auswertungen ist das Ende 2023 gestartete Angebot der Datenpublikation (Data Paper) in der Zeitschrift Arachnologische Mitteilungen. Rahmen und Hintergrund (Bach et al. 2023) sowie ein Editorial (Raub et al. 2023) zu den Data Papers wurden Ende 2023 im Band 66 der Arachnologischen Mitteilungen publiziert. Außerdem ist in der gleichen Ausgabe eine erste Datenpublikation erschienen (doi: 10.30963/aramit6601), deren Daten nun über ARAMOB zur Verfügung stehen.
Weiterhin ist geplant, weitere arachnologisch relevante Thesauri und Management-Tools in die Arbeitsdatenbank Diversity Workbench zu integrieren und den Import von Daten durch Wissenschaftler:innen zu intensivieren. Dies wird durch die Bereitstellung von Vorlagen durch die Arachnologische Gesellschaft erleichtert.
Kontakt
Bei Fragen zur Arachnologischen Gesellschaft (AraGes)
Hubert Höfer (hubert.hoefer@smnk.de), AraGes-Vorstandsmitglied, Webseiten-Management, Datenmanagement; am SMNK Abteilungsleiter Biowissenschaften und Kurator der Spinnentier-Sammlungen
Bei Fragen zum Use Case und NFDI4Biodiversity
Thore Engel (thore.engel@idiv.de), Use-Case-Manager
Andere Use Cases entdecken
Welches Potenzial steckt in NFDI4Biodiversity? Das veranschaulichen unsere Use Cases: reale Anwendungsfälle, in denen wir Lösungen für die bessere Datenhaltung und -bereitstellung entwickeln.
Nationalpark-Daten
Die Daten des Nationalparks Bayerischer Wald verraten viel über den Zustand regionaler Artenvielfalt und sollen deshalb besser verfügbar werden.
Landnutzungs-Monitor
Visualisierbare Langzeitdaten zur Landnutzung können die Biodiversitätsforschung enorm bereichern. Zusammen mit dem IÖR integrieren wir sie in NFDI4Biodiversity.
Fischatlas
Die Fischkundler:innen der GfI verfügen über mehr als 100.000 Datensätze zu regionalen Fischarten. Gemeinsam machen wir sie besser findbar und damit zugänglich.