Beratung ohne Umwege: Um Forschende fachübergreifend unterstützen zu können, intensivieren zehn NFDI-Helpdesks ihre Zusammenarbeit

Was tun, wenn Fragen zum Datenmanagement nicht nur eine, sondern mehrere Disziplinen betreffen? Zehn NFDI-Konsortien haben eine Antwort gefunden: das Geo-Chem-Life Science Helpdesk Cluster – eine enge Kooperation über Fächergrenzen hinweg.
Es begann mit einer Anfrage: Auf der Suche nach einem geeigneten Datenzentrum für seine Bilddaten, die nachhaltig und offen zugänglich gemacht werden sollten, richtete sich ein Wissenschaftler an das NFDI-Konsortium FAIRagro. „Die Anfrage war höchst spannend – doch thematisch passten die Daten einfach besser zu NFDI4Biodiversity. Also haben wir uns dorthin gewandt“, erinnert sich Marcus Schmidt, Koordinator des Data Steward Service Center, dem Helpdesk von FAIRagro.
Die Helpdesks der NFDI-Konsortien spielen in solchen Fällen eine zentrale Rolle: Sie sind erste Anlaufstelle für Forschende, die Unterstützung beim Management ihrer Forschungsdaten benötigen – von der Auswahl geeigneter Repositorien bis hin zu Fragen des Datenschutzes. Die Nationale Forschungsdateninfrastruktur (NFDI) ist ein Zusammenschluss fachspezifischer Konsortien, die gemeinsam daran arbeiten, Datenbestände langfristig zugänglich, strukturiert und nachnutzbar zu machen. Zunächst operierten die fachspezifischen Helpdesks dabei weitgehend nach Disziplinen getrennt – bis jetzt.
Denn aus der weitergeleiteten Anfrage des Wissenschaftlers folgte eine Beratung zur Strukturierung, Archivierung und Veröffentlichung der Daten – ein Vorgang, von dem alle Seiten profitierten. „In erster Linie konnten wir dem Wissenschaftler helfen, seine Daten in einem geeigneten Datenzentrum unterzubringen und sie der Forschungswelt langfristig zur Verfügung zu stellen – ohne dass er seine Anfrage an viele verschiedene Stellen richten musste. Als Konsortien haben wir dabei viel über unsere gegenseitigen Expertisen gelernt, und am wichtigsten: unseren Kontakt intensiviert“, sagt Judith Engel, Mit-Koordinatorin des NFDI4Biodiversity Helpdesk.
Aus dieser Erfahrung entstand die Idee, die Helpdesks disziplinverwandter Konsortien enger zusammenzubringen – im wörtlichen wie im übertragenen Sinne. Im Mai 2024 trafen sich zehn Vertreter:innen geowissenschaftlicher, chemischer und lebenswissenschaftlicher NFDI-Konsortien in Bremen, um über eine stärkere Zusammenarbeit in der Nutzerberatung zu diskutieren.

Das Treffen markierte die Geburtsstunde einer inzwischen aktiven Kollaboration: Alle Beteiligten waren sich einig, dass der Austausch von Erfahrungen und Expertise sowie das Weiterleiten von Anfragen unter Berücksichtigung der Nutzerbedarfe allen Beteiligten zugutekommt. Auch im Hinblick auf steigende Komplexität und Interdisziplinarität wissenschaftlicher Anfragen war klar: Nur im Schulterschluss können passgenaue Beratungsangebote entstehen.
Konsens bestand zudem darüber, dass die Zusammenarbeit möglichst unkompliziert und effizient gestaltet werden soll. Ein gemeinsamer Workflow zur Weiterleitung anonymisierter Anfragen wurde etabliert; eine Chatgruppe erlaubt das schnelle und informelle Einholen von Informationen zwischen den beteiligten Expert:innen. Für die Beratenden bedeutet das eine große Erleichterung – denn Forschungsdatenmanagement (FDM) erfordert oftmals individuellen, fachlich tiefgehenden Support. Ein großes Netzwerk vereinfacht die Bearbeitung komplexer Fälle deutlich.
13 interdisziplinäre Anfragen wurden seither bereits gemeinsam bearbeitet – darunter zur Repositorienvermittlung, zu Datenmanagementservices und zu juristischen Fragestellungen.
Diese dynamische und kollaborative Form der Zusammenarbeit wurde nun auch formal gefestigt: In einem neuen Memorandum of Understanding (MoU) bekennen sich die zehn Konsortien – DataPLANT, FAIRagro, GHGA, NFDI4Biodiversity, NFDI4BioImage, NFDI4Chem, NFDI4Earth, NFDI4Health, NFDI4Immuno und NFDI4Microbiota – zu einem langfristigen Netzwerk. Unter dem Titel Geo-Chem-Life Science Helpdesk Cluster entsteht so ein interdisziplinäres Unterstützungsangebot für Forschende mit fächerübergreifenden Anliegen.
Ziel des Clusters ist es, den Erstkontakt zwischen der Wissenschaft und der NFDI passgenauer zu gestalten, Ressourcen effizient zu bündeln und Expertise aus verschiedenen Disziplinen flexibel zugänglich zu machen. Jedes Konsortium bringt dafür Personalressourcen ein und nominiert mindestens eine Person zur aktiven Teilnahme am Netzwerk. Weitere Konsortien aus angrenzenden Forschungsbereichen sind eingeladen, sich dem Cluster anzuschließen.
Das MoU im Wortlaut ist hier zu finden und wurde zudem auf Zenodo publiziert:
Memorandum of Understanding of NFDI consortia from Earth-, Chemical and Life Sciences to support a network called the Geo-Chem-Life Science Helpdesk Cluster, Version 1 (Bernard, L., Brück, M., Busse, C., Engel, J., Eufinger, J., Ewert, F., Fluck, J., Förstner, K., Fürst, J., Gauza, H., Getzlaff, K., Glöckner, F. O., Hunold, J., Koepler, O., Krooß, K., Lindstädt, B., McHardy, A. C., Mehrtens, H., Rey-Mazon, E., … Wetzker, C.), 2025. Zenodo. https://doi.org/10.5281/zenodo.15065070