News | 28. September 2023 | Juliane Röder

Eine Woche Ökologie: Rückblick auf die GfÖ-Jahreskonferenz

GfÖ Titel

Mit Blick auf die Ziele der Biodiversitätskonvention für 2030 brachte die 52. Jahrestagung der Gesellschaft für Ökologie Experten und Expertinnen aus verschiedenen Bereichen zusammen, um die drängendsten ökologischen Fragen und innovative Lösungen zu diskutieren.


Das Deutsche Zentrum für integrative Biodiversitätsforschung (iDiv) Halle-Jena-Leipzig richtete vom 12. bis 16. September 2023 die Jahreskonferenz der Gesellschaft für Ökologie e.V (GfÖ) im eindrucksvollen Neuen Augusteum in Leipzig aus. Unter dem Motto "The Future of Biodiversity – overcoming barriers of taxa, realms, and scales" versammelten sich über 1100 Teilnehmerinnen und Teilnehmer aus mehr als 30 Ländern, um in mehr als 700 Vorträgen und 300 Postern die neuesten Erkenntnisse aus den Bereichen experimentelle, angewandte und theoretische Ökologie, Biodiversitätsforschung, Naturschutz, Modellierung und vielen weiteren Facetten der Ökologie zu präsentieren.

NFDI4Biodiversity in Aktion

Das Konsortium NFDI4Biodiversity spielte eine aktive Rolle mit einer Fülle eigener Sessions, Vorträge, Poster und Workshops. Birgit Gemeinholzer organisierte ein Symposium zur Zukunft des Biodiversitätsmonitorings, während Birgitta König-Ries eine Session zur Anwendung von Künstlicher Intelligenz bei der qualitativen und quantitativen Analyse von naturhistorischen Sammlungen leitete. Mark Frenzel gestaltete eine Session zu langen Zeitreihen und historischen Daten und deren Bedeutung für unser Verständnis des globalen Wandels, während Christoph Schomburg eine Session zu Infrastrukturen und Netzwerken in der Biodiversitätsforschung mit vier Vorträgen von NFDI4Biodiversity-Partnern organisierte. Thore Engel und Martin Friedrichs-Manthey steuerten eine Session zur Analyse von regionalen Biodiversitätsänderungen für Naturschutzmaßnahmen bei. Darüber hinaus gab es weitere spannende Vorträge, darunter auch einer von Birgit Klasen, der einen Vergleich von zwei großen Datensätzen zur Flora Bayerns präsentierte.

Besonders gefragt war der Workshop von Jimena Linares und Daniel Tschink zum Thema Grundlagen des Forschungsdatenmanagements für Biologen.

Keynote-Insights: Diskussionen über die Rolle von Werten in der Wissenschaft

Die vier Keynote-Sprecherinnen und -Sprecher inspirierten die Teilnehmenden und lösten teils lebhafte Diskussionen aus. Esther Turnhout betonte die Bedeutung, als Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler stets die eigenen Werte und Motive, die unsere Arbeit leiten, zu hinterfragen. Ihre These, dass es keine neutrale Wissenschaft gibt und dass kulturelle Prägung sowie gesellschaftliche Normen und Werte uns alle beeinflussen, provozierte sowohl Ablehnung als auch Zustimmung und führte zu anregenden Diskussionen, die weit über das Ende ihres Vortrags hinaus in den Gängen und Hallen der Konferenz fortgesetzt wurden.

Schwedische Erfolge: Datenintegration für Naturschutz

Ein Blick nach Schweden zeigte, wie erfolgreich Biodiversitätsdaten aus akademischen, kommunalen, privatwirtschaftlichen und privaten Quellen in einer gemeinsamen Datenbank integriert werden können. Die von der SLU kuratierte Artdatenbank dient nicht nur als Grundlage für Berichte zum Monitoring von FFH- und Natura2000-Arten und -Gebieten, sondern auch öffentliche und private Bauvorhaben können sich mithilfe dieser Datenbank darüber informieren, ob sie unter Naturschutz stehende Arten oder Habitate beeinflussen würden.

Deutscher Ökosystematlas: Einblick in die Welt terrestrischer und mariner Ökosysteme

Das deutsche statistische Bundesamt stellte wiederum ihren öffentlich zugänglichen digitalen Atlas aller terrestrischen und marinen Ökosysteme in Deutschland vor. Der Atlas wird zur Überwachung von Veränderungen in der Ausdehnung, Qualität und Leistung von Ökosystemen sowie für umweltökonomische Gesamtrechnungen genutzt.

Innovationen im Umweltschutz und Biodiversität: Die Rolle der Konferenz als Treffpunkt

Die Konferenz bot einen Rahmen, in dem Experten und Expertinnen ihre innovativen Ideen austauschen konnten, um gemeinsam Lösungen für drängende Fragen im Bereich Umweltschutz und Biodiversität zu entwickeln. Hierbei spielte die NFDI4Biodiversity eine aktive Rolle, indem sie mittels eigener Beiträge zur Stärkung der Dateninfrastruktur für Forschung und Praxis beitrug und die Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren förderte. Während dieser Veranstaltung wurden somit nicht nur wertvolle Erkenntnisse geteilt, sondern auch die Grundlagen für zukünftige interdisziplinäre Kooperationen und Forschungsprojekte gelegt. Dies wird dazu beitragen, unser Verständnis für Umweltfragen zu vertiefen und konkrete Schritte hin zu einem nachhaltigen Schutz der Biodiversität zu unternehmen.


Konferenzbeiträge von NFDI4Biodiversity

Sessions

  • NFDI4Biodiversity – Regional biodiversity change analyses to support conservation management and actions (Martin Friedrichs-Manthey, Lina Lüttgert, Shawan Chowdhury, Thore Engel).

  • NFDI4Biodiversity – Infrastructures and Networks in Biodiversity Research (Christoph Schomburg)

  • NFDI4Biodiversity – Long-term and historical data: prerequisites to reveal changes in ecosystems in the light of global change (Mark Frenzel, Jörg Müller)

Symposium

  • NFDI4Biodiversity – The Future of Biodiversity Monitoring (Henrique Pereira, Birgit Gemeinholzer, Wiebke Sickel, Vamsi Krishna Kommineni, Christophe Dominik, Michael Beckmann, Sebastian T. Meyer, Patrick Mäder )

Workshop

  • NFDI4Biodiversity – How to better manage your data - and thereby enrich research (Daniel Tschink, Jimena Linares, Claas-Thido Pfaff, Ivaylo Kostadinov)


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Juliane ist als Projektmitarbeiterin im Servicezentrum digital gestützte Forschung an der Philipps-Universität Marburg tätig und unterstützt den Bereich Training und Education innerhalb der NFDI4Biodiversity. In dieser Funktion entwirft und organisiert sie Kurse, erstellt Trainingsmaterialien und pflegt Kontakte zu Lehrenden. Als Ökologin hat Juliane Insekten und anderen Arthropoden bereits von den Tropen bis zum Polarkreis, vom Boden bis in die Baumkrone nachgestellt. Ihr besonderes Interesse gilt Hummeln, Rosenkäfern, Totholz und Artenspürhunden. Durch ihre frühere Tätigkeit für die GfÖ und als wissenschaftliche Projektkoordinatorin bringt sie Expertise in Veranstaltungsorganisation und Öffentlichkeitsarbeit mit.

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